Deadliest Catch: The Juice Has To Be Worth The Squeeze

Janine Eggert

€ 230

Vierfabiger Künstlersiebdruck Acryl auf Papier Hahnemühle Nostalgie, 15 + 2AP 50 x 70 gerahmt

Auszug aus dem Text „Janine Eggert – Die Frage nach der Technik“ von Marita Landgraf:

… In der Werkreihe „Deadliest Catch“ (2016), benannt nach der gleichnamigen US-amerikanischen Fernsehserie, nähert sich Janine Eggert dem Erhabenen wiederum in einer geradezu konsumentenfreundlichen, popkulturell verunglimpften Form. Hierfür hat sie Zitate der Hauptakteure zu Siebdrucken verarbeitet. Schauplatz der Doku-Fiction ist die stürmische Beringsee Alaskas, auf der sich Krabbenfischer mit der Naturgewalt des Meeres messen. Durch die überzogene Darstellung dieses alltäglichen Berufes soll ein Gefühl der Ehrfurcht vor der extremen menschlichen Leistung suggeriert werden, die letztlich nicht weit vom Absurden entfernt ist. Die rauen Kapitäne der Fischerboote werden von ihren Fans als Abenteuerhelden gefeiert und ihre schlagfertigen Sprüche und saloppen Phrasen sind Kult. Mit Verweis auf die Buchstabenbilder des amerikanischen Werbegrafikers, Pop-Art- und Konzeptkünstlers Ed Ruscha, entnimmt die Künstlerin die Slogans ihrem eigentlichen Kontext und setzt sie, angelehnt an die Ästhetik von Action- und Science Fiction-Filmen, vor einem am Computer generierten, abstrakten Hintergrund dreidimensional in Szene. Aussagen wie « This Time I want to go Big » oder « I am not here to lose » erscheinen in massiven, groß skalierten oder hochpoliert glänzenden Lettern, die in undefinierten, düster martialischen Räumen oder vor dramatisch aufgetürmten Wolkenszenen schweben. Ihrem ursprünglichen Kontext entnommen und mit ironischer Geste in fantastische Szenarien platziert, löst sich die Dramatik der Sprüche in leere Worthülsen auf. Sie werden als das entlarvt, was sie eigentlich sind: austauschbare Platitüden, die den medial inszenierten Akteuren Authentizität verleihen sollen.

Janine Eggert befragt das Konzept der Erhabenheit in ihren Werken also aus ganz unterschiedlichen Perspektiven: als tatsächliches Empfinden, das sie filmisch einsetzt oder als konsumierbar gemachtes mediales Produkt. Vor allem aber untersucht sie es hinsichtlich einer technologischen Erhabenheit, die sich gegenüber hochtechnologischen Maschinen oder Architekturen entfaltet. Ist das Konzept der paradoxen Erfahrung, des „reizvollen Schreckens“ wie Burke es formulierte, so noch relevant? Zerstört die fortschreitende Technologisierung und zunehmende Beherrschung wie Destruktion der Natur das Gefühl der Erhabenheit? Die These lautet, dass erst im dem Augenblick, in dem die Technik als eine potentielle Bedrohung empfunden wird oder das Bewusstsein eintritt, dass die modernen Technologien nicht mehr zu beherrschen sind, wieder solch ein Moment des vergnüglichen Schreckens und der staunenden Erfurcht entsteht. Längst ahnen wir, dass sich die verheissungsvolle Technik jederzeit ins Gegenteil verkehren kann.

Technisierte Kultur

So tiefgreifend sich das Leben der Menschen im 18. und 19. Jh. im Zuge der Industrialisierung verändert, so verändert die digitale Revolution Ende des 20., Anfang des 21. Jh. erneut die Lebensbedingungen. Digitalisierung und Computerisierung bestimmen heute die Art und Weise wie wir arbeiten, produzieren, kommunizieren, wohnen oder einkaufen. Die Industriegesellschaft hat sich zu einer Informationsgesellschaft gewandelt, stellt Nutzer, Produzenten und Gestalter vor neue Aufgaben. Eine zunehmende Technisierung des Alltags verschränkt Mensch und Maschine immer enger. Effizienzsteigerung, Selbstoptimierung und mehr Kontrolle sind Versprechen wie auch Konsequenzen.

Computer, Smartphone, Software und Internet dienen auch Janine Eggert als Werkzeuge, als Informations- und Inspirationsquelle des künstlerischen Arbeitsprozesses und eröffnen Möglichkeiten der weltweiten Vernetzung und Kollaboration. Gleichzeitig kreieren sie Zwänge und Abhängigkeiten, denen man sich fast nicht mehr entziehen kann. Die Verschmelzung der analogen und technologischen Welt schreitet unaufhaltsam voran. Roboter und künstliche Intelligenz, vor einigen Jahren noch Zukunftsvision, sind heute bereits Bestandteil vieler Produktionsprozesse und in menschenähnlichen Testversionen in die Wirklichkeit vorgedrungen. …